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Nida-Rümelin, Julian

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Lebenslauf

Geboren: 28. November 1954 in München

Julian Nida-Rümelin wurde als Sohn des Bildhauers Rolf Nida-Rümelin geboren. Von 1975 – 1980 studierte er Philosophie, Physik, Mathematik und Politikwissenschaft in München und Tübingen. 1983 promovierte er mit einer Arbeit über „Entscheidungstheorie und Ethik“ und 1989 habilitierte er sich an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er lehrte u. a. in München, Minneapolis, Berlin und Göttingen Philosophie, war von 1998 – 2000 Kulturreferent der Landeshauptstadt München und von 2001 bis 2002 Kulturstaatsminister der Bundesrepublik Deutschland. Seit dem Sommersemester 2004 ist er Leiter des Lehrstuhls für Politische Theorie und Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Im September 2008 wurde er zum Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Philosophie (2009 – 2011) gewählt.


Bedeutung

Julian Nida-Rümelin zählt zu den bekanntesten Vertretern der akademischen Philosophie in Deutschland und ist durch wichtige Beiträge in verschiedensten Publikationen auch über die Fachwelt hinaus bekannt und einflussreich.


Lehre und Gedanken

Julian Nida-Rümelins Hauptinteresse gilt vor allem Fragen der praktischen Philosophie, wie z. B. der Ethik und angewandten Ethik (Medizinethik und Umweltethik), der politischen Philosophie und der Kulturtheorie, aber auch der Wissenschafts- und Erkenntnistheorie.

In seiner Antrittsvorlesung an der Ludwig-Maximilians-Universität München 2004 betonte Nida-Rümelin, dass er die drei klassischen normativen Disziplinen des Aristoteles – Ökonomik, Ethik und Politik – wieder zu einer neuen Einheit bringen wolle.

So verteidigt er in seinem 2006 erschienenen Buch „Demokratie und Wahrheit“ auch das ethische Fundament der Politik gegen alle postmodernen Theorien der Beliebigkeit und den Wahrheitsanspruch der Demokratie gegen die in aktuellen Diskussionen überwiegende Wahrheitsskepsis in Bezug auf das politische Geschehen. Er greift darin die gerade in einer Zeit religiöser und kultureller Konflikte brisante Frage auf, ob eine Demokratie Wahrheitsansprüche haben dürfe. Nida-Rümelin beantwortet diese Frage mit einem klaren Ja. Die Demokratie darf nicht nur, sie muss sogar ein ethische Fundament haben und Wahrheitsansprüche stellen.

„Demokratie ist ohne Wahrheitsansprüche inhaltsleer. Demokratie ist kein bloßes Spiel der Interessen. Politische Entscheidungen sind nicht lediglich ‚Dezisionen’ [Entscheidungen; Anm. v. Verf.] ohne Begründung und ohne ethischen Gehalt. Demokratie kann Frieden stiften, aber sein Preis kann nicht die Einebnung existenzieller Differenzen der Kultur und der Lebensform sein.“ (Julian Nida-Rümelin: Demokratie und Wahrheit)

Inhaltlich bestimmt Nida-Rümelin dabei Freiheit und Gleichheit zu den beiden normativen Grundpfeilern der modernen Demokratie und verteidigt sie vehement gegen ihre Kritiker.

Kritisch äußert sich Nida-Rümelin zum religiösen Fundamentalismus und zum alleinigen Anspruch von Religionsgruppen auf Moral. Auch außerhalb religiöser Überzeugungen gebe es die Möglichkeit, feste Werte zu haben und moralisch zu handeln.


Hauptwerke von Julian Nida-Rümelin

„Über menschliche Freiheit“ (2005)
Julian Nida-Rümelin: Über menschliche Freiheit. Stuttgart: Reclam 2005.

„Demokratie und Wahrheit“(2006)
Julian Nida-Rümelin: Demokratie und Wahrheit. München: C. H. Beck 2006.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

Philosophen und Denker
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